Dienstag, 13. Januar 2015

Die Einführung von Vermögens- bzw. Erbschaftssteuern vermindert auch die Benachteiligung von Frauen !!!

Armut ist sichtbar, Reichtum lässt sich gut verstecken.
Armut kann bis zum Verhungern führen, Reichtum hingegen immer mehr werden.
Reichtum bleibt stets relativ, Armut gibt es auch absolut.
Reichtum, einer der beiden Pole sozialer Ungleichheit, hat in der sozialwissenschaftlichen Literatur bislang deutlich weniger Aufmerksamkeit erhalten als Armut.
Der Ökonom John Kenneth Galbraith schrieb 1977: 
»Of all classes the rich are the most noticed and the least studied. So it was and so it largely remains.«  *) 
Wer aber über Armut spricht, darf über Reichtum nicht schweigen.

Reichtum und Armut sind die beiden Pole sozialer Ungleichheit. In der Forschung hat Armut lange Zeit deutlich mehr Aufmerksamkeit erhalten als Reichtum. Zu letzterem gibt es weniger Datenmaterial und verbreitetes Faktenwissen.
Reichtum fasziniert dafür medial, beispielsweise über Reichen­rankings und Millionärs- oder Millionärinnen-Homestories.

Die so entstehen­den Bilder haben einen Nachteil:
Sie verschleiern die wirtschafts- und sozial­poli­tische Dimension von Reichtum und tragen zur Mystifizierung bei.

Dass die Einkommen von Frauen und Männern auseinanderklaffen, ist gründlich belegt und allgemein bekannt. Viel hartnäckiger hält sich jedoch zB der Mythos, dass Frauen mehr erben und somit die gleichen Chancen haben, Vermögen zu erlangen wie Männer. Doch das ist nicht richtig. Auch bei Vermögen gibt es eine Schere zwischen Männern.

Die seit kurzem verfügbaren Vermögensdaten der Europäischen Zentralbank zeigen, dass in Österreich Frauen gegenüber Männern durchschnittlich 40 Prozent weniger Vermögen besitzen. Damit bestätigen die Daten auch für Österreich und Europa, was bislang bereits in der internationalen Literatur argumentiert wird – Frauen haben weniger Vermögen als Männer.

Woran liegt es nun, dass Frauen weniger Reichtum erlangen können als Männer? 

- Zum einen an den geringeren Arbeitseinkommen. Frauen haben noch immer stärker unterbrochene Erwerbskarrieren, arbeiten öfter Teilzeit und in Niedriglohnbranchen, und verdienen für die gleiche Arbeit weniger.
- Zum anderen ist nämlich die Übertragung von Vermögen durch Erben, Schenken oder bei Scheidungen entscheidend. Single-Frauen erben zwar aufgrund der höheren Lebenserwartung öfter als Single-Männer, allerdings erben sie geringere Summen.


Wenn Männer mehr Vermögen haben als Frauen, dann ist eine ausgewogene Finanzierung des Sozialstaats aus Arbeit, Vermögen und Konsum auch aus Geschlechterperspektive gerechter.
Das heißt auch, dass vor allem Frauen verlieren, wenn es keine Vermögenssteuern gibt, da die aufgebauten Vermögen der Männer nicht belastet werden. Aus einer Gleichberechtigungssicht ist daher jedenfalls für die Einführung von Vermögens- bzw. Erbschaftssteuern zu argumentieren, um die Benachteiligung von Frauen zu vermindern.





*) Sinngemäß:
Unter allen Klassen ist jene der Reichen die am meisten wahrgenommene und am wenigsten erforschte. So war es bisher, so ist es weitgehend auch heute.

Quellen:
Arbeit & Wirtschaft
BEIGEWUM
Mythen des Reichtums
Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes
VSA: Verlag Hamburg